Wir leben in einer Gesellschaft, deren Plage die Rückkehr der Religionen ist.
Salman Rushdie, zitiert nach einem lesenswerten Artikel im ND
Salman Rushdie, zitiert nach einem lesenswerten Artikel im ND
Ob jemand Erfolg mit dem hatte, was er wollte, was er sagte und was er tat, sieht man so richtig erst nach seinem Ableben. Bei Jesus von Nazareth ist das nicht anders. Allerdings klaffen zwischen dem, was die Kirchen als seinen und ihren Erfolg verbuchen, und dem, was Jesus tatsächlich erreichen wollte, riesige Lücken. So wie durch die vorgebliche Auferstehung die Hinrichtung und damit das Scheitern des Nazareners seitens seiner Anhänger zu einem Sieg umgedeutet wurde, so machten sie es im Laufe der Jahrhunderte mit fast allem, was der galiläische Wanderprediger Jesus tatsächlich erreichen wollte. Wer es schafft die Hinrichtung eines religiösen Aufrührers mit wirrer apokalyptischer Botschaft dank Auferstehungsgeschichte als Erfolg umzudeuten, der hat keine Hemmungen nahezu jedes Wort umzudrehen, bis es in den eigenen ideologischen und politischen Intentionen dienlich ist. Hier möchte ich an ein paar Beispielen jenseits christlicher Tradition und gläubiger Schönfärberei das aufzeigen, was Jesus anstrebte und predigte und was dem tatsächlich folgte. Getreu dem Motto: Jesus verkündete das Reich Gottes, gekommen ist die Kirche. (Alfred Loisy) Ich stelle dazu Zitate aus dem Neuen Testament, die von Jesus stammten oder ihm in den Mund gelegt wurden, dem gegenüber, was sich daraus entwickelte.
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900), Menschliches, Allzumenschliches I – Ein Buch für freie Geister (1878)
So fasst Friedrich Schiller (1759 – 1805) in seine Antrittsrede zur Professur in Jena mit dem Titel „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?“ die Geschichte des Christentums in den ersten 1500 Jahren zusammen. Mehr braucht man dazu auch nicht zu wissen, nur dass es nicht wirklich besser weiterging und weitergeht.
Weiter geht es hier:
Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5
Wäre das Buch nicht das passende Weihnachtsgeschenk für die nervig fromme Tante? Oder den Onkel? Den Nachbarn ….
Dieses wunderschöne Beispiel für geduldiges Warten von Gläubigen auf die Wiederkunft ihres Propheten – weil er es versprochen hatte – stammt aus Douglas Adams, „Das Restaurant am Ende des Universums“ (Ende Kapitel 18) und spielt tatsächlich kurz vor dem Ende des Universums. Ob die Christenheit auf den Advent ihres Herrn auch so lange warten wird? Aber immerhin haben sie 2000 Jahre schon hinter sich gebracht. Die paar Milliarden die noch folgen werden, sind da ein Klacks.
Aber Douglas Adams wäre nicht er selbst, wenn er da nicht noch eins drauf gesetzt hätte. Der Prophet erscheint tatsächlich, aber wozu?
Die heutige weltweite Dominanz der monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam ist laut Historikern das Ergebnis blutiger Konflikte im Mittelalter. „Christliche Missionen und arabische Eroberungen haben seit dem frühen Mittelalter andere Religionen, die mehr als eine Gottheit akzeptierten, fast vollständig verdrängt“, sagte der Berliner Mediävist Prof. Dr. Michael Borgolte am Dienstagabend in Münster. Polytheistische Religionen seien meist gewaltsam aus Europa, Vorderasien und in Afrika zurückgedrängt worden, erläuterte er in der Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“. „Danach konnte sich kein Aggressor mehr von außen in diese ‚monotheistische Weltzone‘ festsetzen, der nicht christlich oder muslimisch war oder wurde.“
Anders als die Kultreligionen mit mehreren Göttern hätten Judentum, Christentum und Islam aufgrund ihrer heiligen Bücher und theologischen Lehren eine „dogmatische Religiosität“ entwickelt, sagte Borgolte. „Im Gegensatz zu den Polytheisten konnten den Monotheisten der Glaube und Kult der anderen nicht gleichgültig bleiben, da es für sie nur einen einzigen allmächtigen Gott gibt“, so der Mittelalter-Historiker. „Der Eingottglaube ist in der daraus folgenden aggressiven Bekämpfung von Heiden, Dualisten und Polytheisten für viel Leid und Blutvergießen verantwortlich.“
„Labiles Gleichgewicht“
Die Verbindung von Eingottglaube, Offenbarung und Schriftauslegung begünstigte laut Borgolte zugleich den Dialog und die Verständigung zwischen Juden, Christen und Muslimen. „Während alle drei die Polytheisten kompromisslos bekämpften, konnten sie sich trotz Gegensätzen untereinander rechtlich und religiös immer wieder dulden.“ Diese Duldungen seien jedoch so dynamisch wie instabil gewesen und hätten stets im Kontext von Gewalt und Verfolgung gestanden, betonte er. „Über ein labiles Gleichgewicht ist das Zusammenleben der monotheistischen Religionen im Mittelalter nicht hinausgekommen.“ Ein „labiles Gleichgewicht zwischen den Religionen“ ist nach Einschätzung des Experten aber auch heute noch „das Beste, was wir schaffen können“.
Aus einer Pressemitteilung der Universität Münster über eine Veranstaltung mit Prof. Dr. Michael Borgolte, (Mittelalter-Historiker an der Humboldt-Universität zu Berlin) am 16.11.2010 in Münster
Hervorhebungen von mir.