Symphony of Science
Jede Menge guter Zitate von wirklich Großen ihrer Zunft musikalisch aufbereitet – ich finde es großartig.
Jede Menge guter Zitate von wirklich Großen ihrer Zunft musikalisch aufbereitet – ich finde es großartig.
Baruch Spinoza (1632 – 1677), Ethik
Das Wort, der Logos am Anfang? Vor allem anderen? Nichts weniger als das will das Johannesevangelium seinen Lesern weismachen:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen. Johannes 1, 1- 5
Was da der unbekannte Verfasser Ende des 1. Jhd. n.d.Z. (nicht nur) am Anfang seines Evangeliums treibt ist Etikettenschwindel. Es ist die schamlose Usurpation des philosophischen Begriffs logos von einem, der von logos, von Logik, von Vernunft und Philosophie außer ein paar aufgeklaubten Brocken keinen Dunst hatte. Seitdem sind christliche Theologen immer wieder so verfahren: Man höre auf den Zeitgeist, nehme bestimmte Stichwörter auf, deute sie im eigenen Sinn um und schon kann man behaupten, dass Gott/ Jesus/ die Kirche die eigentliche „Erfüllung“ des menschlichen Fragens sei. Solches geschah z.B. auch bei Begriffen wie Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden, Sinn… Und was 2000 Jahren funktionierte wird auch heute noch gerne umgesetzt.
Am Anfang war auch nicht die Tat, wie es Goethe seinem Alter Ego Faust in den Mund legte, am Anfang des Christentums wie jeder Religion steht der Mythos. Was sonst. Am Anfang jedes Glaubenssystems steht ein Gründungs-, Erwählungs- oder Schöpfungsmythos. Der älteste uns überlieferte religiöse Mythos findet sich im Gilgamesch-Epos, das dabei in seiner Weise den Menschen als „noch nicht festgestelltes Tier“ (Nietzsche) sieht. In der hebräischen Bibel, dem Tenach ist der Gründungsmythos nicht eine der beiden Schöpfungsgeschichten- die sind weit später entstanden!-, sondern die „wundersame“ Errettung der Hebräer vor den Ägyptern durch Jahwe am Schilfmeer (2. Mose 14). Aus diesem Mythos leitet sich die besondere Beziehung Israels zu Jahwe als „erwähltes“ Volk und die Jahwes zu „seinem“ Volk als Gesetzgeber, König, Richter und Retter ab. Je mehr jedoch Israel in seiner Geschichte mit anderen Völkern in Kontakt kam, je mehr es auf der Bühne der Weltgeschichte auftauchte, und es mehr und mehr andere Götter und Religionen kennen lernte, desto exklusiver wurde Jahwes Anspruch: So lange bis aus dem Wüstengott eines kleinen nomadischen Clans der Schöpfer des Himmels und der Erde wurde. Was für eine Karriere! Israel hatte in den vielen Krisen seiner Geschichte ganz gewaltig damit zu kämpfen, dass die Welt und ihre Geschicke sich so ganz anders verhielten als es die Schriften des Moses und der Propheten (vorher)-sagten. Die Lösung war in den seltensten Fällen jedoch eine echte Auseinandersetzung und Diskussion auf (religions-)philosophischer Ebene, wie sie z.B, hinter dem Projekt der Septuaginta, der Übersetzung des Tenach ins Griechische, stand. Die immer wieder erfolgte „Lösung“ des Auseinanderklaffens von erlebter Realität und geglaubtem Mythos war die vollkommene Unterordnung ersterer unter den Mythos mit anschließender Neuinterpretation und Neubewertung. Am deutlichsten wird dies in der Apokalyptik wie z..B. im Buch Daniel: Da hängen die Geschicke nicht nur Israels, sondern der ganzen Menschheit am Handeln eines Erwählten, an seinem Glauben und seinem Festhalten an Jahwe. An diesem Punkt hat das Neue Testament weitergemacht und sich immer weiter vom alttestamentarischen Schilfmeer-Mythos entfernt, bis man schließlich Israel den Rang als Volk Gottes streitig machen konnte. An die Stelle des ursprünglichen Erwählungsmythos tritt spätestens mit Paulus „das Wort vom Kreuz“ (1. Kor 1, 18). Dieser neutestamentliche Erwählungs-Mythos zerfällt in drei Teile*:
Wer sich taufen lässt und bekennt: „Kyrios Jesus! – Jesus ist der Herr!“, der partizipiert an diesem neuen Erwählungsmythos, der ist „gerettet“ und wird einst von den Toten auferstehen zum Heil. Es bedarf nicht wirklich viel Überlegung, um zu erkennen, dass dies ein Mythos ist und ganz bestimmt kein Logos, kein vernünftiges, diskutables und falsifizierbares Wort:
Ich weiß, dass sich Gläubige durch Fakten und Zweifel nicht wirklich beeindrucken lassen. Nebbich. Wenn jedoch wie seit Johannes üblich der Mythos, die Widervernunft eines sterbenden Gottessohnes zum Logos, zur wahren Vernunft, zum Maß aller Dinge in allen Lebensbereichen erhoben wird, dann wird eine lächerliche Legende zu einem Gift, das nach 2000 Jahren Christentum noch immer seine verheerende Wirkung zeigt. Nicht Wissenschaft und Gesellschaft, nicht Moral und Politik haben sich dem Gründungsmythos irgendeiner Religion unterzuordnen sondern umgekehrt. Wenn es Christentum, Islam & Co. nicht passt, dass wir in einer säkularen Gesellschaft leben, dann muss ich mit dem alten Spruch meiner Eltern nach ergebnisloser politischer Diskussion antworten: „Geht doch rüber, wenn’s euch nicht passt!“ O.K. früher war das einfacher, da musste man nur in die DDR…
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* Der vierte Teil des Mythos, die „Menschwerdung Gottes“, wie sie die Weihnachtsgeschichten andeuten, kommt erst später dazu. in der Auseinandersetzung mit der Apotheose der römischen Kaiser.
Seit Jahren laufen den Kirchen ihre Schäflein in Scharen davon, in jüngster Zeit wieder vermehrt dank der vielen Skandale, in die das „Bodenpersonal Gottes“ verwickelt ist. Fragt man die Austretenden nach den Gründen, gibt es überraschend viele, die nicht (nur) wegen der Kirchensteuer austreten, oder weil sie mit dem ganzen Jenseits-Gedöns nichts anfangen können, sondern ein beträchtlicher Teil erklärt, dass sie ihr „Christsein auch so, d.h. ohne Kirche, leben können“. Christen ohne Kirche? Das ist natürlich für die Kirchenoberen jedweder Couleur ein Unding, eine Ketzerei, die nur noch vom Atheismus getoppt wird. Aber da ihr Gerede vom Glauben als „Voraussetzung für ein sinnvolles Leben“, von „Vergebung durch Christus“, von „ewiger Verdammnis oder Seligkeit“ kaum noch jemanden hinter dem Ofen hervorlockt, fühlen sie sich auf verlorenem Posten: Die Leute glauben jeder für sich, brauchen keine Kirche, brauchen keine Pfaffen. Wo soll das noch hinführen? Die einen drohen dann mit einem Strafgericht ihres Bosses, die anderen locken mit der „Gemeinschaft der Heiligen“, mit der christlichen Gemeinde als Gegenmodell für die böse Welt.
Natürlich ist es eine gute und ehrenvolle Sache aus dem jeweiligen Glaubensverein auszutreten, aber irgendwie ist es für meinen Geschmack bei den „Ich-kann-auch-alleine-ein-guter-Christ-sein“-Zeitgenossen nicht so recht durchdacht, was sie da sagen und glauben. Irgendwie sehen sie den Glauben an Gott, die Person Jesus Christus und auch das Christsein viel zu positiv. Positiver jedenfalls als es die ganze Angelegenheit wirklich ist. Dagegen helfen nur die Fakten. Und die hat das Christentum reichlich angesammelt, warum ich kein Christ bin, warum es überhaupt die bessere Wahl ist, kein Christ (mehr) zu sein.
Raoul Vaneigem, An die Lebenden! Streitschrift gegen die Welt der Ökonomie
H.J. Campbell, Der Irrtum mit der Seele
Dieses Zitat des Chemikers, ehemaligen Herausgebers des „Authentic Science Fiction“-Magazins und SF-Autors habe ich hier gefunden.
Jesus im Johannesevangelium 8, 17-19
Wer immer noch meint, dass christlicher Glaube i.A., die Bibel im Besonderen und das Johannes-Evangelium speziell irgendetwas mit Logik zu tun hat, mit nachvollziehbaren Gedankengängen, mit dem normalen Leben normaler Menschen, wer das noch glaubt, ist entweder unwissend, blind, oder komplett Gehirn gewaschen. Anders kann man solchen Stuss nicht ernst nehmen. Und wer jetzt etwas von göttlicher Logik faselt, die über die des Menschen übersteigt, der hat zwar einen prima „deus ex machina“ immer griffbereit dabei, aber sinnvoll wird diese Aussage dadurch auch nicht. Wenn nach allgemein christlicher wie jüdischer Vorstellung Gott den Menschen mit Vernunft ausgestattet hat, um die Welt zu bestellen und zu regieren, warum um alles in der Welt ist es das erste, was der Allmächtige himself von seinen „Statthaltern“ fordert: eben diese Vernunft aufzugeben? Und zwar gründlich.
In den anderen Worten zum Sonntag und in weiteren Beiträgen in meinem Blog habe ich ja schon reichlich Material dazu gesammelt. Da ist die Kreiszahl Pi nicht 3,14… sondern genau 3! Da dürfen Zicklein nicht in der Milch ihrer Mutter gekocht werden. Da sind Hasen Wiederkäuer. Da wollen notgeile Menschen Engel ficken. Da ist die Welt in 6 Tagen + 1 Ruhetag geschaffen worden. Da konnte Moses von seinem eigenen Tod berichten. Da hat Jesus die Opfer der Sintflut mal eben zwischen Karfreitag und Ostern im Totenreich besucht usw. usf. Wenn es ein Buch gibt, dass vielfach absoluten Blödsinn erzählt, dann ist es die Bibel. Ach ja, der Koran ist nicht besser, das Buch Mormon sowieso und all die anderen „Heiligen“ Schriften der Menschheit sind ebenso voller unheiligem Müll. Die paar guten Stellen, die es dazwischen auch gibt, sind versteckt unter einem Wust von Drohungen, unglaublichen Geschichten und jeder Menge der jeweiligen Zeit geschuldetem pseudowissenschaftlichen Geschwätz; was dann in späteren Tagen die Apologeten der jeweiligen Bücher vor große Probleme gestellt hat und noch immer stellt. Die fundamentalistische Methode: alles ohne wenn und aber zu Gottes Wort zu erklären, ist zugleich die primitivste, die garantiert ohne eigenes Denken auskommt. Da zeugt dann irgendwie der Sohn und der Vater, obwohl der gar nicht da ist und die Hörer weder ihn noch Jesus kennen… Alle anderen Versuche, noch die besten Teile der Bibel für Glauben und Kirche zu retten, sind schon einiges intelligenter, aber redlicher, intellektuell redlicher sind sie nicht. Denn bei jeder Art des Buchglaubens kommt irgendwann der Punkt eines sacrificium intellectus, was einer totalen Kapitulation der Vernunft vor den Ansprüchen des verfassten, institutionalisierten Glaubens gleich kommt. Und darum geht es ja den Glaubensgemeinschaften, um die Macht über staatliche Institutionen und über die Menschen, die diesen Staat bilden. Ob sie wollen oder nicht.!
Über 200 Jahre nach der Aufklärung ist es endlich an der Zeit,
DAS wäre eine logische Konsequenz, das wäre ein Verweigern des sacrificium intellectus seitens des Staates. Das wird hoffentlich kein Traum bleiben. Wenn in den Kirchen plötzlich eine regimekritische Bewegung heranreifte, wenn man dort offen gegen das kapitalistische System Partei ergriffe, wenn also die Kirchen in der Gesamt-BRD das täten, was sie in der DDR taten, dann, ja dann sähen sich die Politiker ganz schnell dazu gezwungen, eine nachhaltige Trennung von Kirche und Staat durchsetzen, weil dann die Kirche ihren System stabilisierenden Charakter und ihre gesellschaftlich relevante Position verlöre und zum subversiven Beginn des Christentums zurückfände . Das Abendland, es ginge davon nicht unter. Das ist nur billige Propaganda der Kirchen. Sie werden alles dafür tun, dass die Hand, die sie füttert, ja nicht gebissen wird.
Man wird ja noch träumen dürfen…